Kann man Wege finden, die um den Chronizitätszirkel herumführen?
Cees de Graaf sucht taktile Kontaktplätze und formen, wobei der Patient völlig im Ungewissen über Zweck und Sinn bleibt, so dass der Patient
- nicht dazu kommt, eine Haltung zu bestimmen
- kein Bedürfnis hat, sich zu orientieren
- keine eigene Position sucht, auch nicht unbewusst.
Die Absicht ist:
Nicht sich der Person zu nähern, sondern nur das Gewebe selbst anzusprechen, anfangs mit starker Zurückhaltung, auf eine derartige Weise, dass das Gewebe selbst wieder eigenständig reagiert, von den ursprünglichen organischen Funktionsmustern aus, und so zu einer Reorganisation des gesamten somatischen Funktionierens zu kommen. Unsinn?
Aus der Praxis geht hervor, dass diese theoretische Erwartung und Absicht realisiert worden ist.
Cees de Graaf wird das an zwei Fallbeispielen demonstrieren. Sehe: Therapie HBF
Beachten Sie dabei stets die folgenden Punkte:
- Die Behandlung ist immer nur taktil, nie manipulierend.
- Der Therapeut unternimmt nichts, er wartet bis das Gewebe selbst zu reagieren anfängt.
(und das dauert manchmal sehr lange)
- Der Behandlungsbereich ist meistens äußerst beschränkt und manchmal weit vom
Beschwerdenbereich entfernt..
- Trotz dieser Beschränkung zeigt sich, dass die gesamte Körperorganisation angesprochen
wird und dass auch lang andauernde, therapie-resistente Schmerzbeschwerden oft
verschwinden.
Die Tatsache, dass die gesamte Körperorganisation angesprochen wird, liegt theoretisch auf der Hand. Die Reaktionen im Gewebe auf taktile Kontakte sind immer keine Reaktionen des Gewebes, sondern im Gewebe.
Nicht das Gewebe selbst reagiert, sondern der Organismus, der Mensch reagiert. Gewebe und Organe können nicht selbst reagieren. Jede körperliche Reaktion (selbst die reinste reflexartigen) ist eine Reaktion, die von einem Organismus als Einheit, nie von gesonderten Teilen ausgeht.
Copyright: A.J.A. Verberk/Inst. Humane Bewegungsfunktionalität
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Im Anschluss an die obenstehende Lesung von Prof. Verberk 1994 hat Cees de Graaf die Behandlung von zwei Fällen aus dieser Zeit beschrieben.
Die Behandlungsweise von den damals beschriebenen Fällen ist in der Therapie der HBF immer noch gebräuchlich. Aber diese Therapie hat sich zwischen damals und heute (2001) weiter entwickelt, hauptsächlich was die biomechanischen Implikationen einer exzentrischen Positionalität in Haltung und Bewegung betrifft. Dies ermöglicht eine spezifischere Beschreibung der Behandlung, es verbessert dabei auch die Observationskriterien und fügt der Behandlung bei bestimmten Beschwerden neue Elemente hinzu.
Es ist darum sinnvoller um, im Anschluss an die Lesung von Prof. Verberk, auf die zwei neuen Fälle zu verweisen, die auf der Webseite Therapie HBF besprochen werden.
Ebenso wie bei den in 1994 besprochenen Fällen geht es dabei in erster Linie um einen Patienten mit langandauernden, sog. psychosomatischen, chronischen Schmerzbeschwerden.
Der zweite Fall betrifft, wie in 1994, einen Patienten der (noch) keine chronisch gewordene Kreuzschmerzen und Schmerzen im Bein hat.
(Die Lesung von 1994 ist im betreffenden Kongressbuch von „Stiftung Psychosomatik der Wirbelsäule“ verlegt worden; Blieskastel 1996, unter ISBN 3-00-001119-6.)